Kleine Chronik der Primariatpfarre zu Sievershausen und der Kapellengemeinde Oelerse

(von Georg Fromme 1889) - vom Ortsheimatverein Oelerse zur Verfügung gestellt- aufgearbeitet von Olaf Lahmann)

Leider konnte der Chronist schon 1889 nichts aus der Regristratur der Pfarre finden, was die Zeit unserer Kappelgemeinde vor 1700 betrifft. Selbst über die Gründung der Pfarrei in Sieverhausen, oder der Erbauung der Kapelle in Oelerse hatte er keine Schriften mehr vorgefunden. Bei der Pfarrei Sieverhausen ist es jedoch gewiss, dass sie schon vor 700 Jahren seine Kirche und seinen Geistlichen gehabt hat und die Oelerser Bürger nach Sievershausen zum Kirchgang gewandert sind. Als nämlich zur Zeit der Reformation der letzte katholische Priester dem ersten lutherischen Pastor das Feld räumte, ließ er sein Messbuch - die katholische Abendmahlsordnung - zurück ( ca. um 1526 ). Hieraus geht hervor, dass im Jahr 1305 bereits eine Kirche und ein Priester in Sievershausen gewesen waren. Zum Archidiakonat Sievershausen gehörten die Kirchenspiele Edemissen, Eddesse, u.a.

Die Kapelle in Oelerse ist im Jahre 1773 erbaut worden. Dieses belegt die Inschrift über der Eingangstür der Kapelle.
 

Aber es gibt Hinweise, dass es auch davor bereits eine Kapelle gab. So hielt im Jahre 1543 der zweite evangelische Landessuperintendent eine Generalvisitation ab. In jeder Kirchengemeinde gab es zu jener Zeit ein genaues Verzeichnis der Pfarr- und Küstereinkünfte. In diesem Verzeichnis ist auch Oelerse erwähnt. Auch wird geschätzt, dass zumindest das Mittelteil des Altars um 1520 in einer Braunschweiger Werkstatt entstanden sein müsste.

Und diese Schätzungen können sehr gut stimmen. Denn zur Zeit der Reformation regierte im Herzogtum Lüneburg Ernst, der Bekenner - so genannt wegen seines tapfer und treu vor Kaiser und Reich ausgesprochenen Bekenntnisses zum Evangelium - . Er war ein persönlicher Freund Luthers. Bereits 1520 hatte er die Regierung angetreten, und wenige Jahre später begann er mit der Einführung der Reformation in seinen Landen. Herzog Ernst starb im Jahre 1546, wenige Wochen vor Luther.

In seiner Regierungszeit hatte er gerade die ländliche Bevölkerung bei der Erstellung von Kapellen und Kirchen unterstützt.

Die große Schlacht von Sievershausen von 1553 wirkte sich auch auf die umliegenden Ortschaften aus. Und während des 30 jährigen Krieges ( 1616 bis 1648 ) wurde auch die Ortschaft Oelerse nicht verschont. Immerhin fanden zu jener Zeit viele Gottesdienste nicht in Sievershausen, sondern in Dollbergen für die umliegenden Gläubigen statt.

Die Zerstörung der ersten Oelerser Kapelle konnte in diesem Zeitraum ausgeschlossen werden, da die Kanzel in der Kapelle das Erstellungsjahr 1710 aufweist. Die Kapelle musste zu dieser Zeit also noch existiert haben. Die alte Kapelle musste also zwischen 1710 und 1773 zerstört oder abgerissen worden sein.

Magister Bahlenkamp (1663 bis 1695) legte als erster Pastor von Sievershausen ein "Kirchspielbuch" an. In diesem notierte er am Ende eines jeden Jahres die Seelenzahl der einzelnen betreuten Ortschaften. Hier wird die Ortschaft Oelerse 1685 mit 158 Seelen vermerkt.

Pastor Bahlenkamp hat auch veranlasst, dass im Jahre 1694 in Oelerse ein Schulhaus erbaut wurde, welches im Jahre 1881 abgerissen wurde, um einem neuen Bau Platz zu machen.

Während der französischen Revolution 1789 und den danach folgenden Feldzügen, zogen Soldaten vieler Nationen auch durch Sievershausen. Die Verstorbenen sind auf dem dortigen Friedhof in der "Franzosenecke" begraben.

1814 wurde die Vereinigung des Küsterdienstes mit dem Schuldienste verfügt. In Oelerse hatte der Schulleiter auch die Vertretungsaufgaben für den Pastor ( bis ca. 1930 ). Er hielt unter anderem Lesegottesdienste und Kindlehren ab. Die Konfirmanden mussten weiterhin nach Sievershausen zum Unterricht und wurden auch in der dortigen Kirche konfirmiert.

Ebenfalls 1814 wurde vom Königlich Hannoverschen Ministerium die Einrichtung einer zweiten Pfarrstelle in Sievershausen verfügt. Beim ersten Pfarrbezirk verblieben die Gemeinden Sievershausen, Ambostel, Roddenserbusch und Arpke. Dem zweiten Pfarrbezirk wurden die übrigen Gemeinden Schwüblingsen, Beerbusch, Dollbergen, Oelerse einschließlich des Wohnplatzes " Neue Mühle ", Stellfelde, Röhrse und Landwehr zugeteilt.

Die Pastöre der zweiten Pfarrstelle ab 1814, die die Gemeinde Oelerse betreut haben:

(Aus der Kleinen Chronik von Otto Meyer, Oelerse von 1976)

Am 17.September 1854 wurde der Doktor der Theologie Herr Freytag als Pastor in Sievershausen eingeführt. Während seiner Dienstzeit ist der Friedhof in Oelerse angelegt worden, der 1868 eingeweiht wurde.

Bis zu dem Jahr 1868 wurden die Verstorbenen der kirchlich angeschlossenen Gemeinden auf dem alten Kirchfriedhof an der Kirche in Sievershausen beigesetzt.

Trotz der zweiten Pfarrstelle seit 1814 spielte sich das kirchliche Leben in der Hauptsache in der Mutterkirche in Sievershausen statt. Dort wurden die Eheschließungen, die Taufen, die Feier des heiligen Abendmahls und die Beerdigungen vorgenommen. Da blieb für die Kapellen in den Dörfern nicht viel übrig. Predigtgottesdienste und das Abendmahl für alte und gebrechliche Leute fanden zweimal im Jahr - im Frühjahr und im Herbst - in der Kapelle statt.

Ehrung der Kirchengemeinde Sievershausen

Während der Amtszeit von Superintendent Walter Schulze ( 1959 bis 1966 ) aus Sievershausen wurden die alten Kapellen in Dollbergen, Röhrse und Oelerse renoviert.

Infolge der Neueinteilung der kirchlichen Aufsichtsbezirke - sie wurden den politischen Kreisen gemäß eingeteilt - wurde nach 242 jährigen Bestehens die Superintendentur Sievershausen aufgelöst und wieder dem Aufsichtsbezirk Burgdorf zugeteilt. Mit der Auflösung trat auch Sup. Walter Schulze in den Ruhestand. Nachdem Arpke selbstständige Kirchengemeinde wurde, vollzog sich die Auflösung der seit 1814 bestehenden zweiten Pfarrstelle.

Am 01.01.1976 kam die Kapellengemeinde Oelerse zur Kirchengemeinde Abbensen und damit in den Kirchenkreis Peine. Damaliger Pastor in Abbensen war Pastor Fiebig.