Von steinzeitlichen Mahlsteinen bis zur Mühle

(Quelle: Landkreis Peine von der Lehrerarbeitsgemeinschaft für Heimatkunde 1965)

 

Von alters her baut der Mensch zu seiner Ernährung Getreide an. Wenn ihm die Samen aber wirklich als Nährstoff dienen sollen, müssen sie zunächst bearbeitet werden. Die aber wirklich als Nährstoff dienen sollen, müssen sie zunächst bearbeitet werden. Die mehl- und stärkehaltigen Kerne müssen von der Schale getrennt werden.

Die Vorzeitmenschen benutzten hierzu Reibesteine, die sie später zur Handdrehmühle entwickelten. Wenn sie diese drehen, wurden die Getreidekörner zwischen den Steinen zerquetscht. Die Römer hatten eine Handmühle, die von zwei Mann bedient werden musste. Bald entdeckten die Menschen, dass die Kraft des Wassers ihnen diese schwere Arbeit abnehmen konnte. Sie bauten Wasserräder, die die Mühlsteine bewegten. Es gibt zwei verschiedene Arten von Wasserrädern. Bei der einen Art läuft das Wasser von oben her über das Rad. Dieses dreht sich dann in Wasserrichtung. Bei dem anderen Wasserrad strömt das Wasser unter dem Rad her. Es dreht sich rückwärts. Man spricht von einem „oberschlächtigen“ und von einem „Unterschlächtigen“ Wasserrad.

Bis zum Anfang dieses Jahrhunderts gab es in unserem Kreise 14 Wassermühlen, von ihnen lagen dreizehn an der Fuhse und eine an der Erse. Die Wassermühlen an der Fuhse waren in Lengede, Groß Lafferde, Gadenstedt, Ölsburg, Groß Ilsede, Peine, Eixe, Dedenhausen und Eltze, sowie in Oelerse. Heute sind fast alle verschwunden. Einige wurden stillgelegt oder auf elektrischen Antrieb umgestellt. Nur die Eltzer Mühle arbeitete 1965 noch mit ihrem unterschlächtigen Wasserrad.

Erst im späten Mittelalter entdeckten die Menschen den Wind als weitere Kraft für ihre Mühlen. Über eine technische Schwierigkeit mögen sie sich den Kopf zerbrochen haben. Während das Wasser immer aus einer Richtung auf die Mühlenräder fließt, ändert der Wind ständig seine Richtung. Aber die Mühlenbauer fanden zwei Lösungen, die Mühlen den Launen des Windes anzupassen. Die eine ist die aus Holz gebaute Bockmühle, bei der der Müller das ganze Mühlenhaus auf einem Bock oder Ständer in den Wind dreht (wie bei der alten Mühle in Abbensen), die andere ist die Holländermühle aus Stein, bei der nur der Dachstuhl mit den Flügeln drehbar ist.

In Hohenhameln steht die einzige Bockmühle des Kreises, deren Flügel sich auch 1965 noch drehten. Alle anderen Bock- und Holländermühlen im Peiner Land haben ihre Flügel verloren, sind stillgelegt oder abgerissen worden. Selbst ein ehemaliges Wahrzeichen der Stadt Peine, die größte „Holländermühle“ im Hannoverland, können wir nur noch auf Bildern bewundern. Dort, wo die Wallstraße und der Windmühlenwall zusammenstoßen, finden wir heute zwar den steinernen Mühlenrumpf; aber er hat nur noch die Hälfte seiner ursprünglichen Höhe. Die obere Hälfte wurde nach dem 2.Weltkrieg abgerissen, als sie durch die Explosion eines Munitionszuges beschädigt worden war. Die Flügel wurden bereits 1927 abgenommen. Um vom Wind unabhängig zu sein, baute man damals eine Dampfmaschine ein.

Wäre diese Mühle nicht ein wirkliches Denkmal für Peine gewesen? Sie stand 1849 am Wall. Aber sie hatte in „des Rates Windmöhlen“ bereits eine Vorgängerin. Die ältesten Aufzeichnungen über dieses Mühlengebäude stammen aus dem Jahre 1613. Angeblich soll an dieser Stelle jedoch schon im Jahre 1278 von einem ehrbaren Rat der Stadt Peine auf Grund der ihm verliehenen Privilegien eine Mühle erbaut worden sein, damit die Bürger ihr Korn in der Stadt mahlen lassen konnten.

Das handwerkliche Mühlengewerbe geht heute mehr und mehr zurück (1965). Die kleinen Mühlen können ihr Leistungsvermögen nicht mehr ausschöpfen. Die Unkosten werden zu hoch, du damit wird der Betrieb unrentabel.

Noch 1958 arbeiteten im Landkreis Peine 33 Mühlen. Es waren zum größten Teil Kunden- und Umtauschmühlen. Sie mahlten und schroteten für die Bauern das Getreide gegen Lohn.

Aus Manschen dieser Handwerksmühlen wurden durch Um- und Erweiterungsbauten Handelsmühlen. Eine solche gab es in Peine. Ihre Geschichte reicht weit zurück. Schon 1622 wird sie urkundlich als Wassermühle an der Fuhse vor dem „Hohen Tore“ erwähnt. Sie diente ebenfalls Jahrhunderte hindurch als Kunden- und Umtauschmühle. Am Ausgang des 19. Jahrhunderts wurde sie als Handelsmühle eingerichtet. Man kaufte Getreide in größeren Mengen auf und setzte das Mehl bei Bäckern und Kaufleuten ab. Dies erforderte eine völlige Umstellung und Vergrößerung des Betriebes. Neben der Wasserkraft trieb nun auch eine Dampfmaschine die Mühlsteine. Erst 1911wurde die Dampfkraft durch die Elektrizität ersetzt. Walzen kamen an die Stelle der Mühlsteine.

Seit 1960 treibt auch ein Schwerölmotor das Mahlsystem, so dass 1965 drei Antriebskräfte – Wasser, Kraftstrom und Dieselöl – zur Verfügung standen. Die Mühle hatte eine Leistung von etwa 15 t Weizen du 10 t Roggen täglich. Die Anlieferung des Korns erfolgte durch Genossenschaften und durch die Bauern aus dem Umkreis von etwa 20 km. Aber auch amerikanischer und kanadischer Weizen wurde verarbeitet. Das Endprodukt – etwa 80 % ehl, 20 % Kleie und Futtermehle – wurde an die Bäcker und Bauern der näheren und weiteren Umgebung geliefert. Die Brotfabriken der umliegenden Großstädte verbackten ebenfalls Mehl aus der Neustadtmühle. Selbst Hamburg wurde mit Mehl aus Peine beliefert.