Die biblischen Plagen     Zorn Gottes oder Rache der Natur 

Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Im Land am Nil lebt das Volk Israel in Knechtschaft. Unterdrückt von einem herrschsüchtigen Regenten. Moses, der Prophet Gottes schickt 10 Plagen über das Reich. Ein Machtkampf beginnt, der Naturgewalten entfesselt.

Am Ende steht der Exodus. Die Israeliten ziehen in das Gelobte Land.

Der Nil färbt sich blutrot und die Fische sterben.

Frösche übersäen das Land

Insekten überfallen Mensch und Tier

Seuchen brechen aus

biblische Legenden oder Historischer Tatsachenbericht?

Eine Spur führt die frühere Ramses-Stadt. Sie fiel einer Naturkatastrophe zum Verhängnis. Klimaforscher und Geologen erhalten verblüffende Erkenntnisse. Ihre Befunde erklären die Tragödie und werfen Klarheit auf die ersten 6 Plagen des Alten Testaments.

Jerusalem im 7 Jahrhundert vor Christus. Durch die aufstrebende Königsstadt der Israeliten weht ein Wind einer neuen religiösen Reform: die Geburtsstunde der 5 Bücher Moses.

In jener Zeit entstehen erste Skriptorien. Gelehrte tragen alte Texte und mündlich überlieferte Erzählungen zusammen. Ihre Niederschrift bereitet einem bahnbrechendem Werk den Weg.

Auch die Erzählung von den 10 Plagen wird damals verfasst. In 5 Kapiteln schildern die Schreiber eine der schaurigsten Episoden der biblischen Geschichte. Im Mittelpunkt steht ein neuer Gott, der wie ein Nichts in der wüste Sinai auftauchte. Er offenbart sich in einem brennenden Dornbusch und einem Mann namens Moses. Der allmächtige Jachweh ?? ernennt den Hebräer zu seinem Propheten und die Israeliten zu seinem Volk.

Die Gemeinschaft schuftet im Frondienst für den Pharao. Sie erbauen die Städte Piton und Ramses. Den Unterdrückten verspricht „Jachweh“ ?? die Freiheit und eine Heimat in Kanaan.

Dort hin, ins gelobte Land, soll Moses das Volk führen. Eine Aufgabe, die dem Diener Gottes vor große Herausforderungen stellt. Dem Mann, der mehr als einmal an sich zweifelt, zeichnet das Alte Testament als überragende Heldengestalt. Als karismatischen Anführer, der gemeinsam mit seinem Bruder Aron mutig vor den ägyptischen Herrscher tritt. Im Auftrag des Allmächtigen fordern die Brüder vom Pharao die Freilassung ihrer Leute.

Ein Zaubertrick eröffnet das Kräftemessen: Arons Hirtenstab wandelt sich auf Moses Befehl zur Schlange. Doch der Pharao zeigt sich wenig beeindruckt. Seine Magier kontern mit gleichem Können. Zwischen den Reptilien entbrennt ein unerbittlicher Zweikampf, in dem die Schlange von Moses siegte. Zeigte sich bei diesem Sieg eine Vorahnung?

Trotzdem ließ der Pharao die Israeliten nicht ziehen.  Den Autoren der Geschichte zu folge erweckt dieses Verhalten den Zorn Gottes. Zur Strafe greift der Herr zu drastischen Maßnahmen und schickt der Großmacht die erste Plage:

„Und Moses hob den Stab und schlug ins Wasser, was im Nil war. Und alles Wasser im Strom wurde sofort in Blut verwandelt.“  Die Rotfärbung des Nil, für die Einheimischen ein schlechtes Omen. Sie wussten aus Erfahrung: Der Fluss kippt um, er fängt an zu stinken und ist als Trinkwasser für lange Zeit ungenießbar. Das Desaster trifft Ägypten an seiner verwundbarsten Stelle. Denn von der Lebensader des Nils hängt das Wohl der Bevölkerung ab. Das einzigartige Biotop hat für die Menschen Nahrung im Überfluss.

Zuerst sterben die Fische – wie es im Zweiten Buch Moses heißt. Zu tausenden treiben die Kadaver auf dem Wasser oder lieben am Ufer. Die Hitze lässt sie schnell verwesen – ein akuter Infektionsherd. Das Alte Testament spricht von einer g i f t i g e n  Rotfärbung, also kann man den jährlich, im Herbst, rüberwehenden roten Saharasand oder die jährliche Flut mit der roten Erde aus dem äthiopischen Hochland außer Acht lassen.

Das Gift hat die moderne Wissenschaft schon lange im Visier: im Leibnitz-Institut in Berlin forscht man an diesem Phänomen. Sie untersuchen u.a. das Wachstum und die Verbreitung von Algen auf unserem Globus. Diese scheinen verdächtige Kandidaten als Auslöser für die erste Plage (Bugunder-Blutalge) (Quelle: Dr. Stephan Pflugmacher). Vor der Küste von Florida kommt es regelmäßig zu ähnlichen Schauspielen (Quelle: Prof. Allan Cembella).

Der giftige Stoff der Algen (Bakterien) wird auch durch die Haut, durch die Atemwege und durch die Nahrungskette aufgenommen – im schlimmsten Fall kann man auch heute noch daran sterben.

Mit Sicherheit existierten die Zyano-Bakterien schon im alten Ägypten und gelangten aus dem Hochland von Äthiopien.

Konnte „Hapi“ – der Schutzgott der Gewässer- den Kreislauf der Natur nicht mehr garantieren, verlor er an Glaubwürdigkeit. Schließlich hing von diesem Schutzgott die Existenz der Bevölkerung ab. Um so schwerer zählte die erste Plage, mit der „Jachweh“ seinen Konkurrenten außer Gefecht setzt.

Im Grunde geht es in der Plagengeschichte also um einen Götterkampf, in der „Jachweh“ gegen die Götter Ägyptens sich beweisen muss.

Das Duell zwischen Moses und dem Pharao ging in die zweite Runde:  Moses überbringt dem Regenten eine neue Botschaft von seinem „Herrn“. Die Bibel schreibt:

„Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene. Wenn du dich aber weigerst, will ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen plagen. Das Herz des stolzen Königs bleibt aber verstockt.“

Massen von Fröschen entsteigen dem Nil und dessen Nebenflüsse.

Für die Invasion der Amphibien gibt es eine plausible Erklärung: Als die toxische Algenblüte heranwächst, ist der Frosch leichbereit zur Metamorphose.  Im Normalfall tritt die Verwandlung von der Qualquappe zum ausgewachsenen Tier nach rund drei Monaten ein. Durch die Umweltschäden kam es zu massiven Entwicklungsstörungen der Tiere. Hierdurch verkürzte sich wahrscheinlich die Entwicklungszeit um die Hälfte (Quelle: Prof. Werner Kloas, Biologe). Hierdurch kann es zu einem kurzfristigen Massenauftreten von Fröschen kommen. Die verseuchten Gebiete des Nils verließen die Frösche fluchtartig, doch das Algengift hatte längst ihre inneren Organe angegriffen. An Land trocknete die Sonne die Drüsen der Tiere aus, so dass sie – auf der Suche nach Feuchtigkeit und Schatten – in die Siedlungen vordrangen.

Die dritte und vierte Plage folgten auf dem Fuße:

Milliarden von Mücken und Stechfliegen schwirrten durch die Luft. „Aller Staub wird zu Ungeziefer“ steht im Alten Testament. Von jeher fürchtete die Bevölkerung die Insekten als Krankheitsüberträger. Einziger Trost: nur etwa 4 Wochen beträgt die Lebenserwartung der Plagegeister. Bei über 35 % C  verenden sie sogar in wenigen Tagen.

Die natürlichen Fressfeinde – Fische und Frösche- vielen aus, so dass sich die Stecher ungehindert auf alles stürzen konnten.

Der Schwarm der Ungeziefer war der Vorbote des nächsten Aktes am Nil:

Die Verfasser der Bibel besaßen offenbar große Sachkenntnis. Ihre Texte beruhten auf Ereignisse, wie sie Ägypten immer wieder erlebte.

Von einem auf den anderen Tag suchen Seuchen das Reich heim. Zunächst verendet das Weidevieh an der Pest. Die Tiere der Israeliten bleiben jedoch verschont.

Kurz darauf grassiert unter der Bevölkerung eine schwere Etimenie. Die Ägypter leiden unter hochansteckenden Geschwüren. Selbst wenn man heute die Krankheiten nicht mehr feststellen kann, so steht fest, dass die Quelle aller Krankheiten die Verunreinigung des Flusses war.

Für die biblische Geschichte über Tod und Verderben gibt es eine Vorlage: In einer Schrift beklagt Ituba ?? Zustände im Land am Nil, die der Plagenstory erstaunlich ähnelt. Diese Erzählung war damals gewiss ein Bestseller, denn noch Jahrhunderte später, über die Grenzen hinaus, war der aufregende Stoff bekannt. Das Reichsmuseum im holländischen Laiben bewahrt das aufschlussreiche Dokument auf. Der Ägyptologe Dr. Raben weiß, dass es im Altertum üblich war, Großereignisse niederzuschreiben. Die Mahnworte des Ituba ?? füllen einen vier Meter langen Papyrus (Quelle: Dr. Maarten J. Raven).

Vor allem die Moral vom Plagentext und der Ituba-Quelle stimmen überein.

Der Bibeltext entstand somit nicht unabhängig von Ereignissen, die sich einst im vorderen Orient abgespielt haben. Er ist Teil einer literarischen Tradition. Einige Elemente waren damals schon über 1000 Jahre alt. Es überrascht also nicht, dass die Beschreibung der Naturkatastrophen sowohl bei Ikuwa als auch in der Bibel auftauchten.

Als Ikuwa seine Version der Ereignisse niederschrieb, regierten in Ägypten die Ramesiden ?

Ihre Hauptstadt ist im Zweiten Buch Moses erwähnt. Und zwar, dass die Israeliten dem Pharao die Städte Pitton und Ramses bauten. Das Indiz führt nach Piramesse ? im Nildelta, die damalige Metropole von Ramses II. Forscher diskutieren, ob er der Pharao war, der das Volk Israels unterdrückte (Quelle: Prof. Manfred Görg – Bibelwissenschafter). Unter Ramses II. trübten weder Kriege noch Naturkatastrophen das Reich. 66 Jahre regierte Ramses II. ohne dass etwas negatives in den Schriften zu finden ist, außer, dass er sich selbst zum Gott erhob.

Als würdiger Gegner von Moses hält Ramses II. dadurch wahrscheinlich Einzug in das Alte Testament. Mit jeder Plage jedoch verliert er an Einfluss.

Auch der Stern von Piramesse ? sinkt. 200 Jahre nach der triumphalen Gründung passiert etwas, was die Residenz in den Untergang treibt. Eine Tragödie, die über Generationen im Gedächtnis blieb. Vielleicht diente der Schauplatz in der Bibel auch als „Jachves“ Strafgericht. Der Archäologe Dr. Edgar Pusch (Quelle) stellte fest:

Seit 1980 hat er viele Fundamente der versunkenen Stadt freigelegt. Über Jahrzehnte führte der Deutsche Messungen durch und erstellte eine erste Karte der Stadtanlage. 2005 gelang ihm eine Hightech Version der Stadtansicht, deren Ausdehnung ca. 30 qkm hatte. Der Papyrus Anastasie ? erzählt uns von seinem Hymnus davon, dass ein Jeder in dieser Stadt leben wollte.

Um 1000 vor Christus schlägt jedoch das Schicksal zu. Die Bewohner verlassen Piramisse ?? am oberen Nilarm (Nähe des heutigen Kairo).Ein Krieg für die Massenflucht scheidet aus. Das Geheimnis deckten erst Archäologen und Naturwissenschaftler in Zusammenarbeit auf.

Die Forschungsstelle der Radiologie in Heidelberg erstellt Klimaverläufe (Quelle: Prof. Augusto Mangini, Paläoklimatologe). Eine fast 200jährige Trockenfase beherrschte Ägypten.

Die Seitenarme des Nils trockneten aus, so dass der Handel zum erliegen kam. Der fließende Fluss wurde zum stehenden Gewässer. Er viel als Trinkwasser aus und mutierte zur Brutstätte für gefährliche Krankheitserreger. Die große Hauptstadt ging unter. Nahe liegend, dass die Anwohner auch von rotem Wasser und Fischsterben erzählten, denn die Gegebenheiten förderten die Entstehung der oben genannten Blutalge, die sämtlichen Sauerstoff aus dem Gewässer entzog. Hierdurch können wieder die Plagen-Erscheinungen entstehen.

Die Abfolge der ersten 6 Plagen der Bibel beweist die wissenschaftliche Sachkenntnis der Verfasser. Und dass, obgleich keiner der Verfasser die Ereignisse aus eigener Beobachtung kannte.

Fest steht: die Jahrhundertkatastrophe lag weit vor ihrer Zeit. Das die präzise Aufzählung mit den Erkenntnissen der modernen Forschung übereinstimmt, spricht für das Alte Testament als zuverlässige Quelle – zumindest im Fall der Plagen.

Man kann sich eine Kettenreaktion vorstellen:

 

-          Algen verseuchen das Wasser des Nils, so dass Fische sterben

-          Eine Massenvermehrung der Frösche entsteht. Diese flüchten aus dem giftreichen Nilwasser an Land und überfallen die Siedlungen auf der Suche nach Feuchtigkeit und Schatten und es folgt ein Massensterben der Amphibien

-          Die Fische und Frösche fallen somit als Fraßfeinde für Insekten aus, so dass als Folge eine Massenvermehrung von Insekten stattfindet, die bekanntermaßen auch Krankheitsüberträger sind

-          so dass als Folgeerscheinung der Kettenreaktion Epidemien ausbrechen, die den Menschen mit Krankheiten heimsuchen

Vielleicht beziehen sich die Plagen tatsächlich auf den Untergang der Pharaonenhauptstadt Piramesse ? Das Ereignis am Nil als plakatives Symbol über den Sieg „Jachves“ über die Ägypter. Tatsächliche Ökokatastrophen lieferten den Stoff für die Geschichte des Alten Testaments.

Moses, der Führer der Israeliten bleibt jedoch eine rätselhafte Figur. Keine außerbiblische Quelle erwähnt ihn. Historische Indizien existieren nicht. Ägyptische Inschriften erzählen jedoch von Ausländern, die wie er für die Rechte ihres Stammes eintraten. Der Prophet Gottes ein Frontmann zwischen Fiktion und Fakten. Von einem Glaubenskrieg zwischen dem Pharao und anderen Völkern weiß die Forschung jedoch nichts.

Was zählt ist die religiöse Botschaft der Bibel. Das Schicksal der Menschen liegt in der Hand Gottes.